
Donauwörther Sagen
Die Maikäfer-G'schicht...
Einst gab es in Donauwörth eine große Maikäferplage. Eine schnelle Lösung musste her, denn die bevorstehende Obsternte war bedroht. Die Bürger hatten damals die rettende Idee. Statt der Schule sollten die Kinder in die Gärten geschickt werden, um dort die gefräßigen Maikäfer zu sammeln.
In der frühen Morgenstunde, als die Käfer noch starr und steif von der Morgenkühle waren, machten sich die Kinder auf und hatten bald alle Säcke, Körbe und Kisten mit den Maikäfern gefüllt. Da tauchte ein neues Problem auf! Wohin damit? An die Hühner verfüttern? In der Donau ertränken? Schließlich entschlossen sich die Bürger die Maikäfer auf einen Haufen zu werfen und zu verbrennen. Man schichtete fleißig Holz auf, entleerte darüber die Maikäfer-Säcke, Kisten und Körbe und zündete den Scheiterhaufen an. Aber was geschah? Die Wärme war für die Käfer eine wahre Wohltat, sie erwachten von ihrer morgendlichen Starre, breiteten ihre Flügelchen aus und flogen unter lebhaftem Gebrumm munter davon….Oh herrjeh! ….Man kann sich die verblüfften Gesichter der Bürgerleut` vorstellen…
Quelle: Heimatsagen, Landkreisbuch, 1966

Donauwörther Sagen
Donauwörther Mondspritzer
Es ergab sich damals, dass die Donauwörther Bürger mitten in der Nacht durch den schrillen Ton der Feuerglocke jäh aus dem wohlverdienten Schlafe gerissen wurden. „Feuer auf dem Schellenberg“ signalsierte der pflichtgetreue Wächter vom Turm der Stadtpfarrkirche. Da gab es nun wirklich kein Schlafen mehr. Alles rannte auf die Straßen, besonders die Feuerwehrleute, die zu später Stunde noch eine gelungene Feuerwehrübung feierten, eilten in voller Montur zum Spritzenhaus und in kürzester Zeit rollten die Spritzenwagen über das holprige Kopfsteinpflaster durch die Kapellstraße hinauf zum Schellenberg.
Die Gäule stemmten sich in die Stränge und schienen zu verstehen, dass höchste Eile geboten war. Denn im Osten sah man glutrot die Nacht erhellt. Der Brand konnte ja nur auf dem Schellenberger Hof sein. Doch wer beschreibt das Erstaunen der schweißgebadeten Helfer, als sie am Ziele erkennen mussten, dass dort alles in tiefster Ruhe lag? Jetzt erst gewahrten die braven Männer ihren bedauerlichen Irrtum. Es brannte ja drüben im nahen Zirgesheim !
Also umgekehrt und nach dort! Leider gab es auch da keinen Gelegenheit zum Löschen, aber des Rätsels Lösung hatte sich ergeben: Der Vollmond war nämlich über den nächtlichen Jurahöhen aufgegangen und hatte den ganzen Schellenberg in blutroten Schein getaucht. Enttäuscht zogen sich die Wehren zurück in die Stadt und die braven Männer löschten dann halt den inneren Brand mit einem kühlen Trunk.
Seit dieser Begebenheit aus dem 19. Jahrhundert werden die Donauwörther mit einem kleinen Augenzwinkern „Mondspritzer“ genannt!

Donauwörther Sagen
Die Wichtele vom Wichtelesberg
Westlich vom Stadtteil Zirgesheim erhebt sich als höchster südlicher Ausläufer des Donauwörther Schellenbergs eine eigenartige Felskuppe, der sagenumwobene Wichtelesberg. Es wird erzählt, dass in der Tiefe dieses Bergkegels, in seinen unterirdischen Klüften und Spalten, in alter Zeit kleine Erdmännle, die "Wichtele", hausten. Auf der Höhe des Berges war früher ein Loch, das "Wichtelesloch", durch das die kleinen Männle hinein- und auch wieder herausschlüpften. Als man einmal oben in dieses Loch eine Gans hineinwarf, soll sie beim Urfahrhof wieder herausgekommen sein. Von ihrer Wohnung im Wichtelesberg aus besuchten die Zwergle den Meierhof neben der Kirche in Zirgesheim und den Urfahrhof.
Beim Meierbauern gingen die Zwergle beständig ein und aus, und der Ahnl dort erzählte es oft den Seinen. Die Erdmännle kamen des nachts, wenn der Bauer mit seiner Familie und alles Gesinde zu Bett gegangen waren. Still war es im Haus! Da, horch! - auf einmal hebt ein geheimnisvolles Huschen und Wispern an. - Ei, das sind die Wichtele, sie sind wieder da! Nun ging's an ein emsiges Laufen und Schaffen, ein Rühren und Kneten. Der Teig im Backtrog wurde zu einem würzigen Brot verarbeitet, die Morgensuppe gekocht und schließlich alle Schüsseln und Töpfe wieder blitzeblank sauber gemacht, der eichene Tisch und der Boden gefegt. Und hatte die Kuchelmagd tagelang wieder vergessen, die Kupfermodel zu putzen, die da in allen Formen die Küchenwand zierten - die Wichtelmännle vergaßen sie nie: sie putzten und fegten mit hurtigen Händen, bis alle kupfernen Pfannen und die vielen Model glänzten, als wären sie neu.
So waren die Zwergmännle ein großer Segen fürs Haus, und niemand wollte sie mehr missen. Bauer und Bäuerin wollten ihnen gern ihr emsiges Schaffen lohnen. Eines Nachts, als der Bauer nach einem kränkelnden Rind in den Stall schaute, konnte er unversehens die scheuen Erdmännlein beobachten. Aber o weh, wie arm sie gekleidet waren. Unter der großen Arbeitsschürze schienen sie schier nackend zu sein: kein Wams, kein warmes Häs! Da beredete der Bauer sich mit der Bäuerin, dass sie jedem der braven Wichtele zum Dank für ihre Arbeit ein richtig schönes Häs (Gewand) aus gutem Tuch, wie es auch die Meierbauerbuben als Sonntagshäs hatten, machen lassen sollten. Gesagt, getan! Und als die Sachen fertig waren - nett anzusehen in der putzigen Zwergengröße - , legte man alles bereit. Aber o Schreck: diesmal waren die Wichtelmännle - husch, husch - im Nu wieder fort - und kamen von da an nimmer, nimmermehr! Und obwohl seitdem viele Rufe und Wünsche nach den fleißigen Wichtelmännle ergangen sind - niemals zeigten sie sich wieder! Sie wollten wohl nicht belohnt sein für ihr stilles Tun.