Stadtbibliothek Donauwörth
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Gemeinsam für Menschenrechte
Grußwort von Michaela Koller (Internationale Gesellschaft für Menschenrechte)
Sehr geehrte Damen und Herren, liebe Schülerinnen und Schüler,
am 8. April sind es genau 50 Jahre seit der Gründung unserer Internationalen Gesellschaft für Menschenrechte, die sich als Bürgerinitiative für die Achtung und Verwirklichung der Menschenrechte einsetzt: Wir stehen aus politischen oder religiösen Gründen Verfolgten bei, wenn sie sich gewaltlos für die Durchsetzung der Grundrechte in ihren Ländern einsetzen oder diese einfach in Anspruch genommen haben. Wir geben den Dissidenten und den Bürgerrechtsbewegungen eine Stimme - mit Appellen, Kampagnen oder Protestaktionen.
Wir wenden uns an die jeweiligen Regierungen und berufen uns dabei auf die „Allgemeine Erklärung der Menschenrechte“ vom 10. Dezember 1948 oder auf den „Internationalen Pakt über bürgerliche und politische Rechte“ vom 16. Dezember 1966, den nur wenige Länder der Erde nicht unterzeichnet oder nicht ratifiziert haben. Viele namhafte Politiker hier in Europa haben wir schon als „Paten“ für politische Gefangene gewinnen können, die ihr Möglichstes tun, damit sich das Schicksal „ihrer“ Häftlinge zum Besseren wendet.
Viele Verfolgte und ihre Angehörigen sowie Menschen, die unter Diskriminierung leiden, benötigen ganz konkrete Hilfe, weil ihnen meist auch der grundlegende Bedarf verweigert oder der Zugang dazu verwehrt wird. Ein starkes Netzwerk an Ehrenamtlichen versendet Pakete oder organisiert eigene Hilfstransporte, beladen mit Lebensmitteln, Kleidern, Medikamenten und mancherlei Ausrüstung wie Computer oder Nähmaschinen. In den letzten Jahren sind viele Flüchtlinge und Opfer von Gewalt zu den Empfängern dieser Hilfe dazugekommen. Unter ihnen nehmen die IGFM-Mitarbeiter besonders die Schwächsten in den Fokus: Menschen höheren Alters, mit Krankheiten oder Behinderungen. Einer der Schwerpunkte unserer humanitären Hilfe ist der Nahe Osten, vor allem die jesidischen Flüchtlinge im Nordirak.
Ein anderer Schwerpunkt ist Osteuropa: Die IGFM begann ihre Arbeit mit dem Einsatz für die Bürgerrechtsbewegungen dieser Länder, deren Forderungen nach Verwirklichung der Menschenrechte entscheidend zum Zusammenbruch der Diktaturen des Ostblocks beigetragen haben. Seit der Überwindung des Eisernen Vorhangs hat die IGFM Hunderte Lastwagen mit Hilfsgütern in die Länder gebracht, in denen kommunistische Diktaturen Demokratien gewichen waren. Aktuell gelten unsere Anstrengungen vor allem der notleidenden Zivilbevölkerung wegen des Kriegs des russischen Präsidenten Putin gegen die Ukraine.
Seither kämpfen wir - gemeinsam mit inzwischen über 30 nationalen Sektionen weltweit - für die Verankerung der Menschenrechte in den Verfassungen und die Durchsetzung von Rechtsstaat und Rechtssicherheit, in einigen Ländern mit Hilfe von Projekten, die das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) bezuschusst.
Langjährige Beziehungen zu Partnerorganisationen in Brennpunktländern nutzt die IGFM, um gezielt die Zivilgesellschaft und besonders benachteiligte Personengruppen zu fördern – wie etwa Frauen, die der religiösen Minderheit der Christen in Pakistan oder Nigeria angehören. Viele von ihnen haben mindestens einmal schon Gewalt erlitten.
Mit unseren Erkenntnissen über Menschenrechtsverletzungen treten wir aber auch an die Medien, denn oftmals ist die öffentliche Aufmerksamkeit die einzige Chance, dass ein großes Unrecht doch noch abgewendet werden kann. So manche Gefangenen im Iran oder in China kamen nur durch den internationalen Druck frei, den die beschämenden Berichte über ihr Schicksal auf die Regime auslösten. Durch Kooperationen mit Bildungseinrichtungen fördern wir auch hierzulande die Menschenrechtsidee und laden zur Mitwirkung an diesem Engagement ein, das wir als zutiefst sinnstiftend und bereichernd erleben.
Herzliche Grüße
Ihre
Michaela Koller
Einführung in die Ausstellung
Die Diskussion um die Menschenrechte stellt eine breite Plattform bereit, die vom traditionellen Verständnis bis zu einer neuen Genealogie der Menschenrechtsdefinition reicht. Unabhängig davon sind die Menschenrechte in der westeuropäischen Denkweise fest verwurzelt. Sie lassen sich übergreifend in drei Dimensionen einteilen: in die philosophisch-religiöse, in die rechtlich fundierte und in eine transnationale Meta- Ebene, die durch politisch nationale wie internationale Abkommen wie auch durch wirtschaftliche Verträge determiniert ist. Um diese drei Dimensionen zu veranschaulichen und um auf nicht alltägliche Menschenrechtsverletzungen aufmerksam zu machen, haben verschiedene Teams des P-Seminars „Gemeinsam für Menschenrechte“ des Gymnasiums Donauwörth vier digitale Ausstellungstafeln mit der Produktivitäts-Software Padlet erstellt, die mit Links, Videoclips, selbst formulierten Informationstexten, Fotos, Chats und weiteren kreativen Elementen gefüllt sind. Zur weiteren Intensivierung wurden Interviews mit prominenten Persönlichkeiten, die jeweils einer bestimmten Dimension zu zurechnen sind, geführt, von denen fünf als Live-Audio-Aufzeichnung zu hören sind! Als Interviewpartner haben sich der hessischen Europaabgeordnete MdEP Michael Gahler, ehem. MdEP Bernd Posselt, Pater Michael Oßner, Professor für Sozialethik Johannes Frühbauer, Valerio Krüger von der IGfM zur Verfügung gestellt. Das sechste Interview mit Michaela Koller von der IGfM findet sich als schriftliche Version auf dem vierten Padlet. Wagen Sie nun einen visuellen wie auditiven Spaziergang durch diese drei Dimensionen und tragen Sie mental dazu bei, dass die Welt des 21.Jahrhunderts nicht mehr länger über Menschenrechtsverletzungen hinwegsieht! Vielen Dank!
Philumena Reiser (Projektleiterin)
Die Stadt der HIV-infizierten Kinder in Pakistan
Das Projekt „Die Stadt der HIV-infizierten Kinder in Pakistan“ – entstanden in Zusammenarbeit mit der Internationalen Gesellschaft für Menschenrechte – beleuchtet den HIV-Ausbruch unter vor allem minderjährigen Kindern und Jugendlichen aus dem Jahr 2019. Unter Einbeziehung persönlicher Erfahrungsberichte des pakistanischen Arztes Dr. Imran Akbar, der für sein besonderes Engagement in der betroffenen Sindh-Provinz vor Kurzem auch den World Record – Outstanding Community Award erhalten hat, werden die einzelnen Leidensgeschichten besonders deutlich. Enthalten sind auf dem projektbezogenen Padlet zudem Informationen über die territorialen und innenpolitischen Disparitäten des südasiatischen Landes, die den niedrigen Entwicklungsstand und damit auch die unzureichende medizinische Versorgung vor allem im Bereich der Behandlung von HIV erklären. Durch diese negativen Prädispositionen kommt es immer wieder zu Ausbrüchen, bei denen sich zahlreiche Menschen mit dem tödlichen HI-Virus infizieren. Ein wichtiger Bestandteil der Arbeit ist zudem das Darlegen notwendiger präventiver Maßnahmen, die zum Schutz vor HIV dienen und damit das Leben vieler Menschen retten und verbessern sollen. Durch ein Interview mit Prof. Dr. Johannes Frühbauer, der sich auf christliche Sozialethik spezialisiert hat und derzeit an der Universität Augsburg tätig ist, wird die vermehrte Verbreitung von HIV auch auf ethischer Ebene bewertet und nach möglichen Missachtungen der Menschenrechte gesucht. Das Projekt dient der Sensibilisierung für die teilweise menschenunwürdigen Verhältnissen und die unzureichende medizinische Grundversorgung in Pakistan. Im Schatten der Covid-19-Pandemie soll das Leid der zahlreichen HIV-positiven Kinder nicht vergessen werden.
Hexenkinder im Kongo und Nigeria
Unter dem Begriff der Hexenkinder versteht man jene Kinder, denen durch andere Menschen unterschiedliche Zauberkräfte und übernatürliche Fähigkeiten zugeschrieben werden. Diese Beschuldigungen erfolgen oftmals durch Familienangehörige und die Kinder werden gefoltert, ausgestoßen oder im Extremfall sogar getötet. Das eben genannte Phänomen tritt vor allem in südafrikanischen Ländern auf, insbesondere im Kongo und in Nigeria, weshalb es wohl in vielen europäischen Ländern den meisten Menschen unbekannt ist. Angesichts des schlimmen Schicksals, das den sogenannten Hexenkindern widerfährt, ist es wichtig, auch in Europa die Menschen hellhörig zu machen, um möglicherweise dem Irrglauben ein Ende zu setzen. Das Padlet mit dem Titel „Hexenkinder im Kongo und in Nigeria“ befasst sich genau mit diesem sensiblen Thema. Mit unterschiedlichen Beiträgen, Internetartikeln, interaktiven Aufgaben und einem Interview mit einem Herz-Jesu-Missionar, der im Kongo selbst vor Ort war, wollen wir über das Phänomen informieren.
Verfolgung von Minderheiten
Um sich in der Gesellschaft zurechtzufinden, muss sich jeder Mensch an bestimmte Werte, Normen und Regeln anpassen. Allerdings ist er dabei nicht an eine bestimmte Sprache, einen bestimmten Glauben oder Ähnliches gebunden, sondern ist in seinem Ausleben frei. Dieses Ideal wird aber leider nicht überall so befolgt. Während in Deutschland, globaler gezeichnet in Europa, (fast) jeder Mensch seine eigenen Gedanken frei entfalten kann und darüber hinaus im Stande ist, diese auch zu verwirklichen, besitzen andere Erdregionen den Ruf eines Landes der Vormundschaft. Ein Beispiel dafür ist das kommunistische China. Personen bekommen bestimmte Meinungsentscheidungen aufgedrückt und sind gezwungen, sich hinsichtlich eines diktierten Menschenbildes zu verhalten. Opfer von diesen Kriterien sind meist kleinere Ethnien, auch Minderheiten genannt. Das erstellte Padlet zum Thema „Verfolgung von Minderheiten“ klärt über diese Thematik auf. Dabei wurden Internetbeiträge, Sprachnachrichten, Power-Point-Präsentationen und weiteres verwendet, um unter anderem anhand konkreter Beispiele über Minderheiten und deren Lebenssituation zu informieren.
Projekte und Aufgaben der IGfM
Auch im 21. Jahrhundert kommt es weltweit immer noch zu Menschenrechtsverletzungen. Deshalb entstanden viele Organisationen, die Menschenrechts-Verbrechen bekämpfen und Opfern helfen. Eine davon, welche sich mit großem Einfluss, Engagement und Erfolg für
die Betroffenen einsetzt, ist die Internationale Gesellschaft für Menschenrechte, die IGfM. Die 1972 gegründete Gesellschaft hat mittlerweile sehr viele ehren- und hauptamtliche Mitarbeiter, welche jeden Tag unterschiedliche Fälle prüfen und den Opfern helfen.
Einige der Projekte, Länder und Erfolge der IGfM sind hier, in diesem Padlet, genauer dargestellt. Zudem finden Sie ein Interview mit der Referentin für Religionsfreiheit, Michaela Koller, sowie weitere Profile von Mitarbeitern der IGfM.
Außerdem können Sie sich mithilfe von zahlreichen Links über die interessanten Themen und Beiträge der IGfM informieren.