Die Historie des Tanzhauses

Die Geschichte des Tanzhauses in den vergangenen Jahrhunderten finden Sie hier in einem Überblick. Der jetzige Bau stammt aus den 70er Jahren. Ein Tanzhaus lässt sich an dieser Stelle in der Geschichte der Stadt jedoch seit dem Spätmittelalter nachweisen:

Wohl um 1400 wurde in der Mitte des wirtschaftlichen Zentrums ein Kaufhaus von der Stadt errichtet. Das genaue Aussehen im Inneren ist weitestgehend unbekannt, vermutlich gab es nach einer späteren Quelle einen großen Saal, der das gesamte Obergeschoss umfasste. Vor ihm lag die Reichsstraße mit ihren umliegenden Geschäftshäusern und ihren Marktflächen. In ihm lagerte und handelte man Handelsware bei überregionalen (Jahr-)Märkten, im Erdgeschoss wurde auch zentral Fleisch, Getreide und Brot verkauft.

In anderen Städten finden sich vergleichbare Gebäude. Durch Lagergebühren, Abgaben und Mieteinnahmen trug das Kaufhaus in Donauwörth über Jahrhunderte einen durchaus bedeutenden Teil zum städtischen Haushalt bei. Zugleich war das Kaufhaus der Ort für gesellschaftliche Ereignisse in Donauwörth. Aufgrund dort stattfindender Feiern und Tanzgesellschaften erhielt es den Namen „Tanzhaus“. Wie in vielen anderen Städten befand sich dort der größte Saal. Zudem war es in seiner Errichtungszeit in Donauwörth das bedeutendste gotische Gebäude der Stadt.

Die Stadt nahm beständig Erhaltungs- und Modernisierungsmaßnahmen vor, auch die veränderte Nutzung erforderte Anpassungsmaßnahmen. Zudem wurde das Gebäude im Laufe der Geschichte bei Kriegsereignissen mehrfach teilweise zerstört, aber immer wieder aufgebaut. Im 19. und 20. Jahrhundert fanden im Tanzhaus zusätzlich ein Theater sowie verschiedenen Schule ihr Unterkommen.

Die Luftangriffe auf Donauwörth im April 1945 zerstörten das Tanzhaus knapp vor Ende des Zweiten Weltkriegs weitgehend. Die noch bestehenden Reste der Außenmauern brach man in der Folgezeit bei den Räummaßnahmen in der Reichsstraße ab.

Im Zuge des Wiederaufbaus entstand 1949 der Plan ein Gebäude mit Läden, Kinosaal und Wohnungen auf der Baulücke durch eine Gesellschaft errichten zu lassen. Wegen fehlender Interessenten wird im selben Jahr ein einfaches Ziegelgebäude mit Kinosaal und Verkaufsraum von der Stadt errichtet.

Um einen zentralen Stadtsaal zu errichten, sollte das Gebäude aufgestockt werden. Der Stadtrat fällte 1970 einen entsprechenden Beschluss. Wegen ungelöster Platzprobleme, statischer Unklarheiten und unsicherer Baukosten war diese Entscheidung von Beginn an umstritten und wurde im Folgejahr aufgehoben. Bis zur Festlegung, ein neues Tanzhaus zu errichten, wurde der geplante Abbruch in Donauwörth kontrovers im Stadtrat und auf Bürgerversammlungen diskutiert. Neben dem Neubau eines Tanzhauses sah man als weitere Möglichkeiten neben einer Grünfläche auch einen Parkplatz.

Bei dem heute bestehenden Tanzhaus handelt es sich um einen Neubau mit deutlich reduzierter Fassade. Eine Rekonstruktion der historischen Fassade wurde bei den Planungen nicht verfolgt, vom ursprünglichen Gebäude sind auch keine baulichen Reste in den Bau integriert worden. Dabei folgte man der bisherigen Gestaltung der Reichsstraße und errichtet das neue Gebäude in moderner Form unter Anlehnung an historische Gegebenheiten. Es ist größer und deutlich höher als das ursprüngliche Gebäude, die Finanzierung wurde durch einen Darlehen des European Recovery Programms unterstützt. 1975 wird der Neubau mit einer großen Feier eröffnet, in den folgenden Jahrzehnten findet eine Vielzahl von Veranstaltungen im großen Saal statt.

 

Dr. Cathrin Hermann, Stadtarchiv

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Bedeutende Daten in der Geschichte des Tanzhauses:

Im Tanzhaus wurden von der Stadt seit der Frühen Neuzeit bis in das 20. Jahrhundert alle wichtigen Empfänge/Veranstaltungen abgehalten. Zudem wurde es im Laufe der Jahrhunderte auf unterschiedlichste Weise genutzt und mehrfach zerstört. Eine kleine Auswahl zeigt, wie vielfältig dies war:

1500 fand zu Ehren von König Maximilian I. dort eine Tanzveranstaltung statt.

1609 wurde hier das Ende der Reichsacht, unter die Donauwörth nach dem Kreuz- und Fahnengefecht fiel, verkündet.

Die Erbhuldigungen der Bürgerschaft gegenüber den bayerischen Fürsten wurden dort ebenso abgehalten wie Bürgermeisterwahlen.

1704 Schlacht am Schellenberg 1704 schwer beschädigt und wiederaufgebaut.

1743 österreichischen Erbfolgekrieg schwer beschädigt und wiederaufgebaut.

1796 beherbergt das Tanzhaus unter der österreichischen Armee kriegsgefangene Franzosen, später nutzt es die französische Armee für militärische Zwecke.

Im 19. Jahrhundert von der Stadt dann auch als Magazin genutzt und vermietet.

1856 war die Knabenschule darin untergebracht, weitere Schulen folgten.

1848 dann erste öffentliche Sitzung des Stadtmagistrats unter Einfluss der Märzrevolution.

1945 kurz vor Ende des Zweiten Weltkriegs zerstört.